Veröffentlicht in Datenschutz, Fortbildung, Internet

Bildmanipulationen und Fake-News

Als Begleitangebot zur Bearbeitung der Onlinemodule „Ethik und digitale Welt“ in Bayern fand an der Regierung von Oberbayern, Abteilung Förderschulen, ein Workshop zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer statt. Ich durfte dabei mit meiner Kollegin Marion Bernhard zusammen einen Workshop zum Thema „Bildmanipulationen und Fake-News“ anbieten. Die Inhalte dieses Angebots kann man nun hier nachlesen:

“Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe!”

Diese alte Weisheit hat in der digitalisierten Welt ausgedient. Immer einfacher ist es geworden, Bild-, Audio- und Videomaterial zu verändern und in einen neuen Kontext zu stellen.
So ist das „Rohbild“ heute häufig nur noch Ausgangsmaterial: Bilder und Videos werden beschnitten, retuschiert, Farbwerte werden angepasst und verändert. Sie Aussage eines Bildes oder Videos kann durch die Bearbeitung gar ins Gegenteil verbogen werden.
Deshalb ist es wichtig, diese Möglichkeiten zu kennen und seinen Medienkonsum daraufhin kritisch zu hinterfragen.
SchülerInnen sollen wissen, wie leicht Bilder und auch Videos zu manipulieren sind und wie häufig dies im Alltag geschieht. Der eigene praktische Zugang zur Bildbearbeitung bietet für sie eine motivierende Möglichkeit, sich mit diesem Thema kritisch auseinanderzusetzen.

Bildmanipulation von Beginn an

Schon kurz nach der Erfindung der Fotografie wurden die ersten Bilder retuschiert oder neu zusammengeschnitten. Dies wurde schon früh auch für politische Inszenierungen genutzt. Das folgende Foto (um1864) zeigt den General und späteren US-Präsidenten Ulysses S. Grant – angeblich im amerikanischen Bürgerkrieg – in Feldherrnpose zu Pferd. In Wirklichkeit besteht das Foto jedoch aus drei verschiedenen Aufnahmen. Das einzige Körperteil, das Grant wirklich gehörte, ist sein Kopf.

https://en.wikipedia.org/wiki/File:Ulysses_S._Grant_at_City_Point.jpg Lizenz: Public Domain (US)

Dieses und weitere Beispiele findet man auch in der Spiegel Fotostrecke:

https://www.spiegel.de/fotostrecke/fruehe-bildmanipulationen-fotostrecke-119928-2.html

Die Diktatoren des 20. Jahrhunderts nutzten die Möglichkeiten der Fotofälschung systematisch und ließen so beispielweise Nebenbuhler, ebenso wie Freunde, die in Ungnade gefallen waren, aus Fotos herausschneiden.

Ausgetauschte Bildinhalte

Immer wieder finden sich Bilder im Netz, die Internetnutzer dazu einladen sie zu verändern, Dinge hinzufügen, weg zu retuschieren oder in eine neue Szenerie zu übertragen.


Beispiele, die für Belustigung sorgten:
Mario Balotelli zeigte im EM-Halbfinale 2012 gegen Deutschland eine Siegerpose, die zu einem willkommenen Motiv für zahlreiche Bildmanipulationen wurde. So kann man im Netz Bilder finden, bei denen Balotelli auf dem Rasen Kicker spielt, Wäsche aufhängt oder auf einem Dinosaurier reitet.
https://www.google.de/search?q=balotelli+meme&tbm=isch

http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html

Doch häufig werden ausgetauschte Bildinhalte auch für andere Zwecke (Thema Fake News) genutzt:

https://www.maz-online.de/Brandenburg/AfD-verbreitet-manipuliertes-MAZ-Foto-von-Fridays-for-Future-Demo-in-Potsdam

Falsche Zeitungsmeldungen

Auch der Wahrheitsgehalt von Zeitungsmeldungen und vermeintlich objektiver Nachrichten muss kritisch hinterfragt werden. Wie alt ist der Artikel, wird der Verfasser genannt, in welchem Rahmen wurde die Nachricht veröffentlicht und sind Quellenangaben vorhanden? Das sind nur einige der möglichen Kriterien um die Seriösität einer Meldung zu überprüfen.

Auf der Website https://paulnewsman.com kann man mit diesen Elementen spielerisch umgehen. Hier können täuschend echte Nachrichtenseiten von vermeintlich seriösen Online Magazinen erstellt und weitergeleitet werden. Nach Eingabe von Text und Hochladen von Bildmaterial erscheint die selbsterstellte Meldung auf einer eigenen Website, die alle Elemente enthält, wie man sie auf einem Internetauftritt eines Verlages erwarten würde. Die Verwirrung, die dadurch beim Leser ausgelöst wird, führt zu einem Hinterfragen der vermeintlich objektiv vermittelten Informationen.

Auf der Website von CORRECTIV lassen sich Hintergrundinformationen zu Nachrichtenmeldungen recherchieren. https://correctiv.org/faktencheck/

Schöne Top-Models

Wenn ein Model nach intensiver Arbeit der Visagistin geschminkt und frisiert ist, posiert und der Fotograf schließlich auf den Auslöser drückt, ist das Bild zwar „im Kasten“ aber noch lange nicht fertig. Es folgt eine akribische digitale Nachbearbeitung.
SchülerInnen sollen wissen, dass wir uns mit unrealistischen Maßstäben messen. Vor allem für Mädchen kann es enorm entlastend sein, wenn sie verstehen, dass entsprechende Aufnahmen lediglich das Endprodukt aufwändiger Bearbeitungsprozesse sind. Diese Art der Bildbearbeitung kann man mit einfachen Anwendungen am PC oder Tablet im Unterricht nachvollziehen und selbst anwenden. Die Wirkung der allgegenwärtigen Perfektion und Makellosigkeit sollte mit den SchülerInnen reflektiert und kritisch hinterfragt werden.

Mögliche Beispiele entsprechender Bildmanipulationen für die Reflektion im Unterricht:

http://www.gregapodaca.com/portfolio/before-apple/

https://sz-magazin.sueddeutsche.de/neue-fotografie/das-model-das-aus-dem-computer-stammt-84564

Thema „Schönheit auf Instagram“:

Auf Instagram versuchen viele NuterInnen ihren Schönheitsidealen nachzueifern und wenden dazu ähnlich manipulative Techniken wie die professionellen Vorbilder an. https://www.boredpanda.com/instagram-vs-reality-fake-photos/

Greenscreen Aufnahmen

Greenscreen Technik ist eine sehr einfache und direkte Art um Veränderungen in Bild- und Videomaterial vorzunehmen. Sie kommt aus dem Kinobereich. Dabei wird ein Objekt vor einem einfarbigen Hintergrund aufgenommen (Grün eignet sich besonders gut, da es sich z. B. von Hauttönen abhebt). Immer mehr Video Editoren beherrschen diese Technik nun auch auf heimischen PCs oder Tablets.

Es lassen sich damit auch verblüffende Spezialeffekte erstellen:

Viele kreative Beispiele wurden letztens auf Twitter mit der sogenannten „Wormhole Challenge“ verbreitet.

Deep Fakes

Auch im Bereich der bewegten Bilder kommt es zu einer technischen Revolution. So waren Manipulationen in Videomaterial bisher sehr aufwändig und doch leicht zu entlarven. Allerdings können sie für erheblichen Wirbel sorgen, man denke nur an die ganze Aufregung um den „Varoufakis-Fake“ von Jan Böhmermann.

Nun etabliert sich jedoch eine neue Technik, die mit relativ geringem Aufwand beängstigend realistische Aufnahmen ermöglicht: Deep Fakes

Besonders deutlich wird die daraus resultierende Gefahr in einem Video des amerikanischen Comedians und Ressigeurs Jordan Peele.

Der rasante Fortschritt der Technik ermöglicht es, dass die dazu benötigte Software nicht mehr auf teuren Supercomputern laufen muss, sondern sich auch ein gut ausgestatteter Heim PC dafür eignet. Die dazu gehörigen Programme sind auf der WebSite „GitHub“ veröffentlicht und somit für jedermann zugänglich.

https://github.com/deepfakes

Wie das funktioniert wird in Erklärvideos erläutert:

Das Überprüfen der Echtheit von Videomaterial wird somit zu einem Katz- und Mausspiel zwischen den Erstellern solcher Fake Videos und den Aufklärern. Auf der folgenden Website werden 8 Kriterien aufgelistet, anhand derer Manipulationen (noch) erkannt werden können.

https://konradweber.ch/2018/11/08/deep-fake-videos-verifizieren/

Praxis Aufgaben

Um die oben aufgeführten Aspekte im Unterricht thematisieren zu können empfehlen sich auch praxisorientierte Aufgaben. Die Themen „Sichere Internetquellen“ und „Kritischer Umgang mit Medien“ bieten sich hier ebenfalls an. Durch das selbstständige Verändern von Bildinhalten erfahren SchülerInnen auf motivierende Art, wie einfach entsprechende Bilder erstellt und in Umlauf gebracht werden können.

Die beiden Bereiche „Fotos manipulieren“ und „Greenscreen Aufnahmen“ sind einfache Techniken, die mit wenig Aufwand mit SchülerInnen im Klassenzimmer durchgeführt werden können.

1. Fotos manipulieren

https://lernsachen.blog/2017/09/07/koepfe-auf-klassenfotos-austauschen/

Aufgabe:

  1. Mixen sie zwei Fotos und stellen sie so einen neuen Kontext her. Zum Beispiel eine Person auf einen Südsee Strand stellen.
  2. Entfernen sie Teile eines Bildes. Zum Besipiel Strommasten aus einer Landschaft entfernen oder Mitesser von einem Gesicht.
  3. Erstellen sie mit PaulNewsman.com einen gefälschten Zeitungsartikel

2. Greenscreen oder Wormhole Challenge

Aufgaben:

  1. Drehen sie einen Nachrichten-Korrespondenten Bericht vor einer fiktiven Kulisse
  2. Erstellen sie eine „Wormhole Challenge“ mit Tonpapier oder Knete
  3. Mixen sie Realitäten auf einem Foto und spielen sie z. B. mit Größe und Kontext (Godzilla in der Stadt)

Autor:

Berater Digitale Bildung

3 Kommentare zu „Bildmanipulationen und Fake-News

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